Ordnung im Garten?

Stiftung Natur & Wirtschaft

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Publiziert am 12. Mai 2025

3 Minuten Lesezeit

  • Situation der Biodiversität

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Was zeichnet die Schweiz aus? Viele Schweizer Städte sind ordentlich und aufgeräumt – ähnlich wie unsere Gärten. Hierzulande legen viele Hauseigentümer:innen grossen Wert auf gepflegte Gartenflächen, obwohl naturnahe Gärten ökologisch deutlich wertvoller sind.

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Illustration von Entosthodon fascicularis

Darum geht's

  • Was in Innenräumen erstrebenswert ist: Ordentlichkeit, ist in Aussenräumen aus ökologischer Sicht nicht wertvoll – im Gegenteil.

  • Ein naturnaher, "unaufgeräumter" Garten vereint Funktionalität, Ästhetik und Ökologie. Oftmals ist ein solcher Garten sogar mit weniger Ressourcen- und Zeitaufwand verbunden als ein konventioneller Garten.

  • Strukturvielfalt und ein Mosaik an Lebensräumen bringen Leben zurück in den Garten.

Eine Biodiversitäts-Wüste

Kurz gemähter Rasen, mit möglichst wenig offener Fläche und möglichst viel Grün, ist auf einem Fussballfeld zwar erstrebenswert, doch im eigenen Garten eher nicht. Zumindest aus ökologischer Sicht macht ein klassischer Rasen vor dem Haus wenig Sinn. Denn dieser besteht oft nur aus einigen wenigen Grasarten und muss so intensiv gepflegt werden, dass sich kaum Tiere, geschweige denn andere Pflanzen, ansiedeln können. Naturnah gestaltete Grünflächen sind in dieser Hinsicht einiges wertvoller. Obwohl eine Blumenwiese oder eine Ruderalfläche, vor allem in den ersten Jahren, oft etwas unordentlicher wirken als ein Rasen, sind diese Flächen auch für uns Menschen einiges interessanter. Sie ermöglichen uns die Natur durch all unsere Sinne zu erleben; wir hören Wildbienen summen, wir fühlen die Ähren der Gräser an unseren Beinen, wir riechen duftende Blumen, wir schmecken das Aroma essbarer Kräuter und wir sehen einen Garten voller Leben. Im Gegensatz dazu ist eine Rasenfläche eine wahre Sinnes- und Biodiversitätswüste.

Rasenflächen, wie diese, sind aus ökologischer Sicht wertlos.© Stiftung Natur & Wirtschaft

Der ideale Garten

Natürlich sind die wenigsten von uns bereit, den eigenen Garten komplett der Natur zu überlassen (was übrigens nicht zur grösstmöglichen Biodiversität führt!). Stellen wir uns also einmal gemeinsam vor, wie ein „idealer“ Garten aussehen könnte – ein Garten, welcher Biodiversität und Funktionalität vereint. Trotz des Wunsches nach einem möglichst naturnahen Garten, möchte man nicht auf gemütliche Grillabende im Grünen verzichten. An solchen Orten macht das Anlegen einer Blumenwiese wenig Sinn macht. Auf einer Fläche mit Grill und Gartentisch wäre zum Beispiel eine Kiesfläche, Schotter- oder Blumenrasen viel sinnvoller. Neben dem Grill sind einige Staudenbeete mit Kräutern praktisch und eine Trockensteinmauer hilft oftmals den Aussenbereich zusätzlich aufzuwerten. Auf der weniger intensiv genutzten Fläche, jenseits der Trockensteinmauer, besteht immer noch genug Platz für eine Blumenwiese. An der Südwand des Hauses könnte eine trockene Magerwiese angelegt werden und im Schatten der Nordwand eine Feuchtwiese, natürlich mit einem Kiesweg, der von der Haustür in den Garten führt.

Naturnaher Garten in Burgdorf, welcher das Label "Garten der Zukunft" der Stiftung Natur & Wirtschaft trägt.© Stiftung Natur & Wirtschaft

Ein solcher Garten wäre wundervoll – für Mensch und Tier. Doch nur die wenigsten von uns haben den räumlichen und finanziellen Handlungsspielraum, um all dies im eigenen Garten tatsächlich umzusetzen. Trotzdem lässt sich ein wichtiger Gedanke in Bezug auf „Ordentlichkeit“ von diesem fiktionalen (und etwas idealisierten) Garten mitnehmen. Wenn verschiedene Lebensräume ineinander übergehen, kommt schnell der Gedanke auf, der Garten sei unaufgeräumt. Doch in Wirklichkeit ist ein Mosaik an Lebensräumen aus ökologischer Sicht viel wertvoller als nur ein Einzelner. Die Vielfalt an Lebensräumen bietet mehr Tieren, Pilzen und Pflanzen ein Zuhause – und macht den Garten dadurch deutlich biodiverser.

Obwohl der ideale Garten nicht mehr so uniform und „ordentlich“ wirkt wie eine Rasenfläche, ist er doch umso schöner, interessanter und lebendiger.

Weniger ist mehr

Doch nicht nur eine Diversität an Lebensräumen zeichnet einen naturnahen Garten aus, sondern auch eine Vielfalt an Struktur. Unter Struktur versteht man in der Ökologie kleinräumige Landschaftselemente wie beispielsweise Laubhaufen oder Totholz – Elemente, die wichtige Lebensräume oder Rückzugsorte für viele Lebewesen bieten. Und auch wenn dies zunächst etwas kompliziert tönt, kann man die Strukturvielfalt im eigenen Garten ganz einfach erhöhen: nämlich durchs vermehrte „Nichtstun“. Pflegt man den Garten nach dem Motto „Weniger ist mehr“, kann man ihn ganz einfach strukturreicher machen. Ein Ast, der vom Baum gefallen ist, darf ruhig am Boden liegen bleiben. Das Laub im Herbst kann in eine Ecken des Gartens gekehrt und dort gelassen werden. Diese Strukturen sind wertvoll für Pilze aber auch für Kleintiere wie den Igel.

Ein unaufgeräumter, ja gar etwas unordentlicher Garten ist aus Sicht der Biodiversität sehr viel wertvoller als ein makellos gepflegter. Ein positiver Nebeneffekt: Man hat mehr Zeit zum Grillieren hat.

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