Parco del Laveggio - Zivilgesellschaft stärkt Natur

Sophie und Karl Binding Stiftung

Dies ist Content einer Partnerorganisation

Renaturierung der Flussgebiete

Publiziert am 17. November 2025

3 Minuten Lesezeit

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Die Bürgerbewegung für Natur «Cittadini per il Territorio» hat mit dem Parco del Laveggio ein herausragendes Beispiel für die Renaturierung von Flusslandschaften und die Schaffung eines urbanen Naherholungsgebiets geschaffen.

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Illustration von Entosthodon fascicularis

Darum geht`s

  • Der Laveggio fliesst durch das chaotisch bebaute Mendrisiotto (TI)

  • Trotz dichter Infrastruktur bietet das Gebiet wertvolle Natur

  • Der Parco del Laveggio schützt diese Lebensräume und macht sie erlebbar

  • Ein Vorbild für «Hinterhöfe» der Schweiz – vernachlässigte Flächen, die durch Aufwertung Natur und Menschen nützen

Parco del Laveggio verbindet Naturraum und Menschen

Vor rund zehn Jahren wurden die Cittadini per il Territorio ins Leben gerufen. Pläne des Kantons, eine Feuchtwiese einem Bauvorhaben zu opfern, aktivierte die Bürger:innen, die sich in der Folge mit einer Unterschriftensammlung erfolgreich für den wertvollen Naturraum einsetzten. Daraus entstand der Verein, der sich zum Ziel setzte, die ganze Fläche entlang des Laveggios aufzuwerten und zugänglich zu machen.

Es wurden engagierte Planer:innen ins Boot geholt und der Verein wurde zu einem wichtigen Partner für Kanton und Gemeinden. Mit langem Atem, viel Freiwilligenarbeit und mit der steten Überzeugung, auf dem richtigen Weg zu sein, konnten sie mit dem Parco del Laveggio etwas Grosses und Vorbildhaftes schaffen.

Parco del Laveggio© Sophie Karl Binding Stiftung, Stefanie Würsch

Der Laveggio war lange die Gemeindegrenze, was dazu führte, dass sich die Siedlungen mit dem «Rücken zum Fluss» entwickelten und der Flussraum vernachlässigt wurde. Das Grenzgebiet des Mendrisiotto muss ausserdem viel Infrastruktur beherbergen, die sonst nirgendwo Platz gefunden hat. Dazu gehören Industrie- und Logistikbetriebe, zollfreie Einkaufszentren, Landwirtschaftsflächen und ein dichtes Strassen- und Schienennetz. Der Natur blieben so nur noch Restflächen, viele davon entlang des Laveggio.

Die Cittadini per il Territorio sahen den Wert dieser Restflächen, konnten diese für die Zukunft sichern und machen sie durch den nun durchgängigen Langsamverkehrsweg für die breite Bevölkerung sichtbar und zugänglich. So wird die Restnatur zum Erholungsraum, die Kombination von Naturraum und Infrastruktur, von Wasserplätschern und Autobahnrauschen zur Inszenierung und der Parco lädt dazu ein, seine Umwelt mit allen Sinnen zu erfahren.

Kombination Naturraum und Infrastruktur© Sophie Karl Binding Stiftung, Stefanie Würsch

Der Fluss zieht sich wie ein roter Faden durch die Landschaften und verbindet Natur, Siedlung und Mensch. Die bestehenden Naturwerte entlang des Flusses werden geschützt und bewahrt. Die ökologische Aufwertung von Gewässern geht hier Hand in Hand mit der Förderung eines sanften Naturtourismus. Renaturierte Flusslandschaften schaffen wertvolle Lebensräume und ermöglichen gleichzeitig ein nachhaltiges Naturerlebnis für Besucher.

Mit Mut und Engagement etwas erreichen

Hier zeigt sich, wie viel Naturschutz durch Bürgerengagement bewirken kann: Einzelne Personen haben eine Bewegung ins Leben gerufen, die nachhaltige Veränderungen im Raum Mendrisiotto bewirkt. Die Cittadini zeigen auf, welche Wirkung einzelne haben können. Sie bringen Überzeugungskraft und holen sich das Fachwissen von Expert:innen, sowohl in Bezug auf Ökologie wie auf Architektur und Konzeption. Durch eine vorbildliche und wertschätzende Zusammenarbeit mit Gemeinden und dem Kanton entstanden konstruktive und teils sogar freundschaftliche Kooperationen. Mit Freiwilligeneinsätzen wurde die Bevölkerung miteinbezogen. Sie konnte sich so den Ort aneignen, mithelfen, etwas zu schaffen und sich auch als Teil des Ganzen fühlen. Entscheidend dabei war, dass die Cittadini zwar aus dem Widerstand entstanden sind, dann aber schnell konstruktive und kollaborative Lösungen aufgezeigt haben. Sie wollten etwas schaffen und haben all ihre Kräfte eingesetzt, um dies zu erreichen.

Zusammenarbeit als Schlüssel zum Erfolg

Stadtplanung undBiodiversität müssen Hand in Hand gehen – nur durch die enge Zusammenarbeit mit öffentlichen Stellen, Gemeinden und dem Kanton kann ein langfristig erfolgreiches Projekt entstehen. In einem ersten Schritt ging es vor allem darum, die Langsamverkehrsachse durch die Natur für die Menschen zu erstellen. Die Biodiversität stand dabei noch nicht entlang des ganzen Laveggio an erster Stelle, das wird nun in einem zweiten Schritt nachgeholt.

Nutze die basisdemokratischen Instrumente, um für Naturflächen einzustehen, die dir wertvoll erscheinen. Arbeite mit Expertinnen und Experten zusammen, um mit Fakten und Fachwissen die öffentlichen Stellen von den Naturwerten zu überzeugen.

Sophie und Karl Binding Stiftung

Fortsetzung folgt

Die Cittadini per il Territorio haben für den Parco del Laveggio den Binding Preis für Biodiversität 2024 gewonnen. Das Preisgeld von Fr. 100 000.– soll für Aufwertungen zugunsten der Biodiversität verwendet werden. Geplant sind gezielte Massnahmen zur Flussrenaturierung, darunter Baumpflanzungen für Wasserkühlung und eine biodiversitätsfördernde Pflege der Wiesen entlang des Laveggio. Zudem liegt beim Kanton ein Grossprojekt, das einen weiteren Teil des kanalisierten Laveggios bei Riva San Vitale aufwerten und renaturieren soll.

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