Extensive Pflege: So förderst du Artenvielfalt richtig
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Ob Blumenwiese, Hecke oder Ruderalfläche – jede naturnahe Fläche braucht Pflege. Mit der richtigen Methode stärkst du die Artenvielfalt. Weniger Aufräumen, bewusster Einsatz von Werkzeugen und ein neues Verständnis von Ordnung führen zu mehr Leben im Garten.
Extensive Pflege: So förderst du Artenvielfalt richtig
Naturnah gestaltete Flächen wie Blumenwiesen, Hecken oder Ruderalflächen sind wertvolle Lebensräume – aber nur, wenn auch die Pflege stimmt. Denn Pflege bedeutet nicht zwangsläufig «viel Aufwand», sondern vor allem «richtig und naturfreundlich».
Mit einer extensiven, also zurückhaltenden Pflege kannst du aktiv zur Förderung der Biodiversität beitragen. Dabei gilt: Weniger ist oft mehr. Weniger Jäten, weniger Mähen, weniger Aufräumen – dafür mehr Raum für natürliche Prozesse, mehr Leben und mehr Vielfalt.
Was bedeutet «extensiv pflegen» konkret?
Je nach Fläche gelten unterschiedliche Anforderungen. Einige Grundprinzipien lassen sich aber auf fast alle Flächentypen übertragen:
Nur dort jäten, wo nötig: Wildwuchs ist kein Zeichen von Vernachlässigung, sondern Lebensgrundlage für die Artenvielfalt.
Laub und Fallobst liegen lassen: Sie bieten Nahrung und Deckung für Insekten und Kleinsäuger.
Stängel über den Winter stehen lassen: Viele Insekten überwintern darin, was bedeutet, sie erst im Frühjahr zurückschneiden.
Wiesen nicht zu oft mähen: Eine bis zwei Mahden pro Jahr, idealerweise gestaffelt, reichen meist aus.
Keine Pestizide oder Dünger einsetzen: Sie schaden den empfindlichen ökologischen Kreisläufen.
Moose und Flechten auf Mauern wachsen lassen: Sie sind Lebensraum und Struktur zugleich.
Neophyten gezielt entfernen und korrekt entsorgen
Diese Tiere profitieren von einer extensiven Pflege im Garten
Beispiele für Tiere, welche mit einer naturnahen Gartenpflege gefördert werden können:
Diese Pflanzen profitieren von einer extensiv gepflegten Fläche im Garten
Auch viele Pflanzenarten sind auf eine zurückhaltende Pflege angewiesen. Wer nicht düngt, nicht übermässig mäht und standortgerecht pflanzt, schafft ideale Bedingungen für robuste, heimische Arten / einheimische Pflanzen.
Besonders profitieren:
Einheimische Wildstauden wie Wiesen-Flockenblume, Margerite, Wegwarte, Natterkopf oder Wiesen-Salbei
Pionierpflanzen wie Mauerpfeffer oder Hornkraut, die offene Bodenstellen besiedeln
Moose und Flechten, die sich auf Mauern, Steinen und im Schatten ansiedeln
Heimische Gräser wie Rotschwingel oder Glatthafer, die strukturgebende Vielfalt schaffen
Wildkräuter wie Thymian oder Gundelrebe, die Nahrung für Insekten bieten
Diese Arten sorgen nicht nur für ökologische Vielfalt, sondern auch für ein lebendiges, pflegeleichtes Gartenbild.
Was eine extensive Pflege besonders wertvoll macht
Extensive Pflege bedeutet, mit der Natur zu arbeiten – nicht gegen sie. Sie orientiert sich an den natürlichen Entwicklungszyklen von Pflanzen und Tieren und verzichtet bewusst auf übermässige Eingriffe. Dadurch entsteht nicht nur mehr Artenvielfalt, sondern auch ein robusteres, lebendiges Ökosystem direkt vor der Haustür.
Besonders wertvoll ist die extensive Pflege, weil sie:
Lebensräume erhält und fördert, statt sie ständig neu zu stören
Nahrung und Nistplätze bietet, etwa durch Samenstände, Laub oder Totholz
Pflanzen ihre natürlichen Zyklen vollenden lässt, was die Standortvielfalt erhöht
Zeit und Ressourcen spart, da weniger Schnitt, Wasser oder Pflege nötig sind
Ein neues Verständnis von Schönheit schafft – ein Garten darf wild, bunt und lebendig sein
Mit der richtigen Pflege zum richtigen Zeitpunkt entfaltet sich eine Fläche ganz natürlich – und wird so zu einem dynamischen Ort voller Leben.
Informiere dich im Voraus über die Pflegeanforderungen der jeweiligen Fläche – zum Beispiel im Praxishandbuch naturnahe Pflege der Stadt Zürich.
Kosten & Zeitaufwand für extensive Pflege: Das sollte man wissen
Extensive Pflege muss nicht teuer sein – im Gegenteil: Es braucht zwar andere Kenntnisse (zum Beispiel, welche Pflanzen gejätet werden müssen und welche man gedeihen lassen kann), aber der zeitliche Aufwand ist kleiner, weil weniger oft gepflegt werden muss. Bei guter Planung ist dies kostengünstiger oder zumindest kostenneutral.
Material für naturnahe Pflege
Je nach Fläche brauchst du unterschiedliche Werkzeuge.
Achtung: So schützt du Tiere und Pflanzen bei der Pflege
Beim Pflegen deiner Fläche ist Rücksicht gefragt. Viele Tiere leben versteckt – im Laub, unter Steinen oder in Pflanzenstängeln. Unbedachte Eingriffe können Lebensräume zerstören oder Tiere verletzen.
Arbeite möglichst behutsam und per Hand, nicht mit schweren Maschinen
Plane grössere Arbeiten ausserhalb der Brut- und Aktivitätszeit, also im Herbst oder Spätwinter
Kontrolliere vor dem Umsetzen von Material (z. B. Steinen oder Holz) vorsichtig, ob Tiere darunter leben
Lass Rückzugsorte immer anteilig bestehen, z. B. ungemähte Ecken oder alte Äste
Mit Aufmerksamkeit und Respekt kannst du viel bewirken – und sorgst dafür, dass deine Fläche von Anfang an ein sicherer Ort für Tiere und Pflanzen wird.
Wie weiter? Dein Engagement darf weiter wachsen
Mit der naturnahen Pflege deiner Fläche hast du einen wertvollen Beitrag zur Biodiversität geleistet – sichtbar und wirkungsvoll.
Lege weitere Kleinstrukturen an: Jede neue Struktur bringt zusätzliche Vielfalt – sei es Wildblumenstreifen, Asthaufen, Wasserstelle oder begrünter Zaun.
Vernetze deinen Aussenraum und öffne Durchgänge: Schaffe Verbindungen zwischen deinen Strukturen – so entstehen kleine ökologische Netzwerke direkt ums Haus.
Erweitere deinen Wirkungskreis: Sprich mit Nachbar:innen oder deiner Gemeinde – gemeinsam lässt sich noch mehr erreichen.
Beobachte und lerne: Nimm dir Zeit zu beobachten, was sich verändert. Welche Tiere tauchen auf? Welche Pflanzen blühen?
Bleib dran – auch langfristig: Viele Effekte zeigen sich erst mit der Zeit. Biodiversität braucht Geduld – und sie lohnt sich.
Quellen
Weitere Infos
Fachwissen: Lass dich durch eine Fachperson beraten