Mehr Dunkelheit für die Biodiversität
Insekten
Pflanzen (Stauden, Gehölze)
Balkone
Betriebsgelände & Industriefl.
Dächer
Künstliches Licht bedroht nachtaktive Tiere: Millionen Insekten und Fledermäuse verlieren durch nächtliche Beleuchtung ihre Orientierung, Lebensräume und Fortpflanzungschancen. Doch schon kleine Anpassungen im Aussenbereich können grosse Wirkung zeigen.
Dunkelheit fördern – warum weniger Licht mehr Artenvielfalt bedeutet
Nachtaktive Insekten orientieren sich in der Dunkelheit anhand des natürlichen Lichts von Mond und Sternen. Künstliches, insbesondere kaltweisses Licht stört den Orientierungssinn der Tiere. Sie steuern auf die Lichtquelle zu und umkreisen sie, bis sie vor Erschöpfung sterben, an der Lichtquelle verbrennen oder Fressfeinden (z. B. Fledermäusen) zum Opfer fallen. Nacht für Nacht verenden so an jeder Lichtquelle zahlreiche Insekten. Gut beleuchtete Strassenzüge und Wege werden zu unüberwindbaren Barrieren für viele nachtaktive Insekten, was sie bei der Nahrungssuche, der Partnersuche und schliesslich bei der Fortpflanzung behindert.
Bei Arten, die mit Hilfe von Lichtsignalen kommunizieren, erschwert eine künstliche Beleuchtung die Partnersuche. Die Tiere können in der Helligkeit die Leuchtsignale nicht wahrnehmen, was eine erfolgreiche Paarung und Fortpflanzung verhindert. Dies ist beispielsweise beim Glühwürmchen (Grosser Leuchtkäfer) der Fall.
Strassenlampen stören nachtaktive Insekten bei der Bestäubung. In der Folge können die betroffenen Pflanzen weniger Samen bilden und sind daher indirekt ebenfalls negativ von der künstlichen Beleuchtung betroffen.
Die Wirkung von Kunstlicht auf Fledermäuse ist unterschiedlich. Wenige lichttolerante Arten profitieren davon, dass Strassenlampen sehr viele Insekten anziehen. Diese Fledermäuse nutzen dadurch vermehrt beleuchtete Strassen zur Nahrungssuche. Künstliche Beleuchtung beeinträchtigt jedoch viele andere, lichtmeidende Fledermausarten. Lichtquellen in der Nähe der Fledermausquartiere führen dazu, dass die Tiere später am Abend ausfliegen und so weniger Zeit für die Nahrungssuche haben. Das kann während der Zeit der Jungenaufzucht zu Nahrungsknappheit und erhöhter Jungensterblichkeit führen. Zudem wird auch das Jagdgebiet dieser Fledermäuse kleiner, da beleuchtete Gebiete gemieden werden.
Lichtverschmutzung vermeiden: So gestalten man den Aussenraum tierfreundlich
Verzichten Sie im Aussenraum auf Beleuchtungen, die nicht unbedingt notwendig sind. Installieren Sie Bewegungssensoren, damit sich das Licht automatisch ausschaltet, wenn es nicht benötigt wird.
Verzichten Sie auf Lampen mit kaltweissem Licht. Wählen Sie Lichtquellen mit warmweissem Licht, d. h. mit möglichst geringem Blauanteil.
Wählen Sie Lampen, die auf die zu erhellende Fläche (z. B. Gehweg) fokussieren, so dass möglichst wenig Licht in die Umgebung abstrahlt.
Beleuchten Sie keine ökologisch wertvollen, naturnahen Lebensräume (artenreiche Wiesen, Obstgärten und Einzelbäume, Wildhecken, Ruderalflächen, Teiche) und auch keine Lebensräume von nachtaktiven Tieren
(z. B. Tagesschlafverstecke von Fledermäusen und Kleinsäugern).
Quellen
Knop E., Zoller L., Ryser R., Gerpe C., Fontaine C. (2017) Artificial light as a new threat to pollination. Nature 548: 206–209.