Warum die Vielfalt schwindet – und was wir damit verlieren.
Die Biodiversität ist weltweit und auch in der Schweiz stark bedroht. Hauptverantwortlich dafür ist die Zerstörung und Beeinträchtigung von Lebensräumen. Auch in unseren Städten und Dörfern gehen täglich wertvolle Lebensräume durch Versiegelung und intensive Bautätigkeit verloren.
Rund acht Millionen Tier- und Pflanzenarten bilden die Grundlage unserer natürlichen Welt – ein fein abgestimmtes Netzwerk des Lebens. Doch nie zuvor in der Geschichte der Menschheit war diese Vielfalt so stark bedroht wie heute. Die Ursachen sind menschengemacht: die Ausbeutung natürlicher Ressourcen, intensive Landwirtschaft, Umweltverschmutzung, invasive Arten und der Klimawandel setzen der Biodiversität weltweit massiv zu.
Der Mensch hat bereits drei Viertel der eisfreien Landfläche umgestaltet: Wälder abgeholzt, Flüsse begradigt, Lebensräume zerstört und Landschaften überbaut. Inzwischen machen Menschen und ihre Nutztiere 96 % der Säugetier-Biomasse aus – nur vier Prozent entfallen noch auf Wildtiere. Gleichzeitig sind die Bestände von Fischen, Vögeln, Amphibien und anderen Wirbeltieren in den letzten 50 Jahren im Durchschnitt um rund 60 % eingebrochen.
Diese Entwicklungen gefährden nicht nur einzelne Arten, sondern bringen ganze Ökosysteme aus dem Gleichgewicht. Wenn Leistungen der Natur – wie sauberes Wasser, fruchtbare Böden oder Bestäubung – ausfallen, bedroht das letztlich auch unsere Gesundheit, Ernährung und Sicherheit. Der Verlust der Biodiversität ist kein fernes Umweltproblem, sondern eine reale Krise, die uns alle betrifft.
Biodiversität in der Schweiz – schöner Schein, ernste Realität
Die Schweiz wirkt auf den ersten Blick grün, sauber und naturnah. Doch der Eindruck täuscht: Die Biodiversität ist stark bedroht. Bereits 35 % aller Tier- und Pflanzenarten sowie fast die Hälfte der natürlichen Lebensräume gelten als gefährdet.
Dichte Bebauung, eine intensive Landwirtschaft und der Verlust naturnaher Flächen verdrängen viele Arten – sie finden kaum noch Lebensraum. Besonders betroffen sind strukturreiche Lebensräume wie Trockenwiesen und -weiden, Moore oder Heckenlandschaften, die für spezialisierte Arten überlebenswichtig sind.
Im europäischen Vergleich steht die Schweiz in Sachen Naturschutz schlecht da. Weniger als 10% der Schweizer Landesfläche stehen unter Schutz. Damit ist die Schweiz das Schlusslicht in Europa. Um die Biodiversität langfristig und wirksam zu erhalten, bräucht es ca. 30 % naturnahe Flächen, die auch miteinander verbunden sind, damit Tiere und Pflanzen überleben können. Politische Massnahmen kommen nur schleppend voran – es braucht mehr Tempo, mehr Fläche und mehr Verbindlichkeit, um das Ruder noch herumzureissen.
Situation im Siedlungsraum
Unsere Siedlungen bieten auf den ersten Blick viel Grün – doch für viele Tiere ist der Lebensraum stark eingeschränkt. Igel, Dachse, Spitzmäuse und andere Wildtiere kämpfen ums Überleben. Dichte Bebauung, versiegelte Flächen, Zäune und Strassen zerschneiden ihre Wege. Rückzugsräume und Nahrungsquellen fehlen, und auch die zunehmende Lichtverschmutzung stört ihre nächtlichen Aktivitäten.
Mit jedem neuen Infrastrukturprojekt, jeder Wohnüberbauung und jeder versiegelten Fläche verschwinden wertvolle Grünzonen – wichtige Trittsteine, die Pflanzen und Tieren das Überleben und Wandern ermöglichen würden. Was bleibt, sind isolierte Lebensinseln ohne Verbindung – und damit ohne Zukunft.
Auch unsere Gärten sind oft keine Oasen mehr: Kurz geschnittener Rasen, sterile Steinflächen und gestutzte Hecken wirken zwar ordentlich, bieten jedoch weder Nahrung noch Schutz. Insekten finden keine Blüten, Vögel keine Nistplätze – und das ökologische Gleichgewicht beginnt zu kippen.
Doch wann beginnt der Wandel? Jetzt – vor unserer Haustüre.
Wir könnten noch lange über das Problem reden – doch wir sind überzeugt: Es ist Zeit zu handeln. Unsere Vision ist es, dass gerade in den Siedlungen ein grosser Wandel möglich ist. Dass wir sie Schritt für Schritt wieder aufleben lassen – für mehr Artenvielfalt, für mehr Lebensqualität, für uns alle.
Denn wenn wir naturnahe Räume schaffen, tun wir nicht nur der Natur etwas Gutes. Auch wir selbst profitieren: von lebendigen Gärten, gesunden Böden, summenden Insekten und einer Umgebung, die uns inspiriert und wohl tut.